Heilmittelbericht 2016

Kinder in Heilmitteltherapie

Fast 380.000 Kinder bis 14 Jahre und damit 12 Prozent der AOK-versicherten Kinder waren 2015 in Heilmitteltherapie, von den Jungen 14,1 Prozent und von den Mädchen 9,8 Prozent. Drei Lebensphasen, in denen besonders viele Kinder therapiert werden, werden bei der Analyse der Kindertherapien sichtbar: die ersten beiden Lebensjahre, in der physiotherapeutische Maßnahmen dominieren, die Zeit kurz vor der Einschulung mit dem Schwerpunkt auf sprachtherapeutischen Maßnahmen und die Zeit kurz nach der Einschulung, in der sich zur sprachtherapeutischen Behandlung noch die ergotherapeutische Inanspruchnahme gesellt.
    
Deutlich wird, dass insbesondere die sechsjährigen Kinder beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule häufig mit sprachtherapeutischen Maßnahmen unterstützt werden. Von den sechsjährigen Jungen werden 23,7 Prozent mit Sprachtherapien behandelt, bei den sechsjährigen Mädchen liegt der Vergleichswert bei 16,2 Prozent. Die Rate der Kinder, die in diesem Alter mit einer Logopädie behandelt werden, befindet sich seit Jahren auf hohem Niveau.

Erstmals Diagnosen in den Verordnungsdaten

Für 2015 konnte erstmals auch ausgewertet werden, welche Diagnose der Anlass für die Verordnung einer Heilmitteltherapie war. Für 201.300 Kinder bis 14 Jahre und damit für mehr als die Hälfte der Kinder mit Heilmitteltherapie waren Entwicklungsstörungen (F80-F89) der Anlass der Verordnung (56 Prozent). Für fast 40.000 Kinder und damit 9,2 Prozent der kindlichen Heilmittelpatienten waren diagnostizierte Verhaltensstörungen (F90-F98, beispielsweise F90 Hyperkinetische Störungen) für die Verordnung ausschlaggebend.

Bei den Erwachsenen dominieren Therapien aufgrund von Rückenschmerzen. Fasst man die Diagnosen M50 bis M54 zur Gruppe der Sonstigen Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens zusammen, waren knapp 8,1 Millionen AOK-Versicherte 2015 von einer Diagnose aus dieser Gruppe betroffen. Rund 1,86 Millionen AOK-Versicherte mit der Diagnose M50-M54 erhielten 2015 eine oder mehrere physiotherapeutische Behandlungen. Das entspricht einer Rate von mit Physiotherapie behandelten Rückenschmerzpatienten von 23 Prozent.

Im Jahr 2015 wurde insgesamt 37,1 Millionen mal ein Rezept für eine Heilmitteltherapie ausgestellt. Rein rechnerisch hat damit 2015 jeder der knapp 71 Millionen GKV-Versicherten rund 4,27 Behandlungen aus dem Heilmittelbereich erhalten. In den neuen Bundesländern sowie Berlin und Hamburg lag die tatsächliche Anzahl der Behandlungen durchweg über diesem Durchschnittswert, in Bremen, Hessen sowie Nordrhein-Westfalen deutlich darunter.

Der Heilmittelbericht 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK analysiert die Heilmittelverordnungen aller 70,7 Millionen GKV-Versicherten, zeigt Versorgungstrends für die vier Heilmittelbereiche Ergotherapie, Sprachtherapie, Physiotherapie und Podologie und stellt die regionale Inanspruchnahme durch die Versicherten dar – mit übersichtlichen Tabellen und Abbildungen nach Altersgruppen und Geschlecht sowie Arztgruppen, Maßnahmen und Diagnosen.